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Das Impostorsyndrom (Hochstaplersyndrom) – was haben Zweifel an den eigenen Fähigkeiten mit Hochbegabung zu tun?

Bild by ChatGPT
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Hast du jemals das Gefühl gehabt, dass deine Erfolge nicht wirklich auf dein Können zurückzuführen sind? Oder dass andere irgendwann „entdecken“ könnten, dass du eigentlich gar nicht so gut bist, wie du wirkst? Dieses psychologisch anerkannte Phänomen ist als Impostorsyndrom bekannt und betrifft erstaunlich viele Menschen – insbesondere tritt dieses Phänomen bei hochbegabten Menschen auf.

 

Was ist das Impostorsyndrom?

Das Impostor-Syndrom (deutsch: Hochstapler-Syndrom) beschreibt Menschen, die nicht an die eigenen Fähigkeiten und Erfolge glauben. Stattdessen schreiben sie diese dem Glück oder Zufall zu – niemals jedoch auf das eigene Talent. Betroffene erleben starke Selbstzweifel und leben in ständiger Angst, als Betrüger entlarvt zu werden. Gleichzeitig werden Fehler oder Misserfolge als Beweis dafür angesehen, dass man tatsächlich nicht kompetent ist.


Dieses ständige Anzweifeln kann in verschiedensten Lebensbereichen auftreten: in der Ausbildung, im Job, in der Partnerschaft oder sogar in der Familie. Obwohl das Syndrom kein diagnostizierbarer Zustand ist, gilt es als häufiges und belastendes Phänomen – eines, das gerade hochbegabte Menschen oft begleitet.


Warum betrifft das Impostorsyndrom Hochbegabte so häufig?

Besonders spät erkannte Hochbegabte sind häufig anfällig für das Impostorsyndrom. Der Grund dafür liegt oft in der Lebensgeschichte und den Erfahrungen, die diese Menschen bereits in ihrer Kindheit machen:


  1. Negative Selbstwahrnehmung

    Hochbegabte Kinder erleben häufig Neid, Missgunst oder Abwertung durch Gleichaltrige oder sogar Erwachsene. Schon früh lernen sie, ihre Fähigkeiten herunterzuspielen, um weniger aufzufallen. Diese Verhaltensmuster setzen sich im Erwachsenenalter fort und führen dazu, dass Erfolge nicht als Ergebnis eigener Leistungen gesehen werden.


  2. Hoher Perfektionismus

    Hochbegabte neigen oft zu sehr hohen Ansprüchen an sich selbst. Ihre Ideen und Vorstellungen sind meist so komplex, dass die Umsetzung diesen Ansprüchen nicht immer gerecht wird. Dadurch entsteht ein Gefühl von „Versagen“, obwohl die Leistung objektiv betrachtet beeindruckend ist.


  3. Geringer Aufwand – großes Lob

    Viele hochbegabte Kinder nehmen ihre Fähigkeiten als selbstverständlich wahr, weil ihnen bestimmte Aufgaben leichter fallen als anderen. Sie haben oft das Gefühl, dass ihre Leistung „keine große Sache“ ist. Sie mussten sich bisher nie anstrengen, kennen den Erfolg nicht, einen hohen Berg nach einem anstrengenden Marsch erklommen zu haben. Später führt dies dazu, dass sie ihre Erfolge nur schwer anerkennen können.


Hoch- oder Tiefstapler?

Mit dem Phänomen konfrontiert, fühlen sich Hochbegabte gar nicht angesprochen, da der Begriff für sie suggeriert, jemand gebe bewusst falsche Fähigkeiten vor. Hochbegabte sehen sich selbst daher eher als Tiefstapler, die all ihr Können und ihre Fähigkeiten klein reden.


Wie äußert sich das Impostorsyndrom?

Das Impostorsyndrom führt dazu, dass Betroffene sich auf unterschiedliche Weise mit ihren Selbstzweifeln auseinandersetzen:


  1. Die Allesgeber – 110 Prozent

    Sie versuchen, ihre Unsicherheit durch übermäßigen Perfektionismus und ständige Höchstleistungen zu kompensieren. Sie arbeiten härter und länger, um bloß keine Angriffsfläche zu bieten. Doch selbst ihre größten Erfolge empfinden sie selten als ausreichend.


  2. Die Aufschieber

    Im Gegensatz dazu neigen manche Betroffene zur Prokrastination. Aus Angst, die eigenen hohen Ansprüche nicht erfüllen zu können, schieben sie Aufgaben hinaus – oft so lange, bis diese kaum noch zu bewältigen sind. Ein schlechtes Ergebnis wird dann als „Beweis“ für die eigene Inkompetenz gewertet.


Kann man was dagegen tun und wenn ja, was?

Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, kann stark belastend sein – bis hin zu ernsthaften psychischen Problemen wie Burnout oder Depression. Doch es gibt Möglichkeiten, aus diesem Teufelskreis auszubrechen:


  • Anerkennung der eigenen Erfolge

    Ein wichtiger Schritt ist es, sich bewusst mit den eigenen Leistungen auseinanderzusetzen und diese anzuerkennen. Was hast du bisher erreicht? Schreibe es auf!


  • Therapie und Coaching

    Ein Therapeut kann helfen, alte Denkmuster aufzulösen und ein erfahrener Coach kann dabei unterstützen, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aufzubauen.


  • Offener Austausch

    Es tut immer gut, sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Regional oder auch online wächst das Angebot.

 

 
 
 

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