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Wenn "gut genug" nie gut genug ist - Perfektionismus

Autorenbild: Denise TollkampDenise Tollkamp
Statt: Toll, eine 2! Besser: Toll, wie du dich dafür angestrengt hast!
Statt: Toll, eine 2! Besser: Toll, wie du dich dafür angestrengt hast!

Perfektionismus – manchmal ist gut auch gut genug

 

Perfektionismus – viele kennen ihn, mal mehr, mal weniger.  Doch gerade hochbegabte Menschen erleben ihn oft in einer besonders intensiven Form. Für sie kann Perfektionismus schnell zu einem zentralen Lebensthema werden, begleitet von hohen Ansprüchen an sich selbst und den Erwartungen anderer.

 

Die gute Nachricht zuerst: Hohe Standards, sich mit Begeisterung engagieren, sich anstrengen und das Beste geben – diese Energie kann wie ein Turbo wirken und mit voller Energie zu großen Leistungen führen.

 

Was ist Perfektionismus?

Dieses Persönlichkeitsmerkmal zeichnet dadurch aus, Fehler zu meiden und dem Bedürfnis, in allen Bereichen die bestmögliche Leistung zu erbringen. Perfektionisten haben oft Angst vor Fehlern oder Kritik und neigen dazu, sich selbst oder andere streng zu bewerten. Dies kann einerseits zu außergewöhnlichen Leistungen führen, andererseits aber auch Stress, Unzufriedenheit und das Vermeiden von Risiken fördern.

 

Warum sind hochbegabte Menschen besonders betroffen?

Hohe Erwartungen an sich selbst: Hochbegabte Menschen setzen oft sehr hohe Maßstäbe an sich selbst und haben eine starke innere Motivation, immer das Beste zu geben. Schon kleine Fehler werden schnell als persönliches Versagen empfunden verbunden mit der Angst, in die Mittelmäßigkeit zu rutschen.


Frühe Erfolge und Anerkennung: Schon in jungen Jahren erfahren sie oft viel Lob für ihre Talente. Das motiviert zwar, außergewöhnlich zu bleiben, schafft aber auch Angst, diesen Erwartungen nicht mehr gerecht zu werden. Der Perfektionismus entsteht aus dem Bedürfnis, die hohen Erwartungen, die andere und sie selbst an sie stellen, zu erfüllen.


Angst vor Misserfolg und Ablehnung: Die Sorge, Fehler könnten als Schwäche ausgelegt werden, treibt viele zu einem unermüdlichen Streben nach Perfektion – ein Teufelskreis, der viel Energie kostet. Die eigenen kritischen Bewertungen führen zu Unsicherheit im eigenen Handeln.

 

Wie wirkt sich Perfektionismus aus?

Emotionale Belastung: Der ständige Druck, perfekt zu sein, kann zu erheblichen emotionalen Belastungen führen. Hochbegabte Menschen, die unter starkem Perfektionismus leiden, erleben häufig Stress, Angstzustände und Frustration, besonders wenn sie ihre eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllen können.


Einsamkeit und Isolation: Perfektionismus kann dazu führen, dass hochbegabte Menschen sich von anderen abgrenzen, weil sie das Gefühl haben, dass niemand ihre Ansprüche oder ihre Erfahrungen, Interessen und Denkeisen nachvollziehen kann. Dies kann zu Einsamkeit und sozialer Isolation führen, da sie ihre eigenen Maßstäbe so hoch setzen, dass sie sich von der Mehrheit abheben.


Verzögerte oder gehemmte Kreativität: Der Drang nach Perfektion kann die Kreativität hemmen. Hochbegabte Menschen, die sich zu sehr auf das Erreichen eines perfekten Ergebnisses konzentrieren, scheuen oft vor Risiken zurück und vermeiden es, neue, kreative Wege zu gehen, aus Angst, Fehler zu machen.

(Kreativität meint hier die Fähigkeit, originelle und innovative Ideen zu entwickeln sowie Probleme auf unkonventionelle und neuartige Weise zu lösen.)

 

Strategien gegen Perfektionismus

Es gibt mehrere Ansätze, wie hochbegabte Menschen ihren Perfektionismus überwinden und gesündere, realistischere Ziele setzen können:


Fehler akzeptieren Ein zentraler Aspekt ist, dass Fehler als Teil des Lernprozesses und der Entwicklung anerkannt werden. Perfektionismus ist schlicht und ergreifend nicht nur unrealistisch, das Streben danach kann auch die persönliche Entfaltung/Wachstum behindern. Fehler sollten nicht als Versagen, sondern als wertvolle Erfahrungen und Chancen betrachtet werden, die zu Verbesserung und Weiterentwicklung führen. Fehler gehören zum Leben dazu.


Realistische Ziele setzen: Hochbegabte Menschen sollten lernen, realistische Ziele zu setzen, die sie herausfordern, aber nicht überfordern. Es kann sich lohnen, die eigenen hohen Standards zu hinterfragen und zu akzeptieren, dass „gut genug“ oft völlig ausreichend ist.


Selbstmitgefühl üben: Wohlwollend mit sich selbst umgehen, statt sich für vermeintliches Versagen zu bestrafen. Was du anderen verzeihst, darfst du dir selbst auch zugestehen.


Unterstützung suchen: Gespräche mit Gleichgesinnten, Coaching oder Therapie können helfen, die Wurzeln des Perfektionismus zu erkennen und gesündere Denkmuster zu entwickeln.

 

Wie Eltern ihre hochbegabten Kinder dabei unterstützen können

Auch Kinder können unter Perfektionismus leiden. Viele perfektionistische Kinder/Jugendliche definieren sich und ihr Selbstwertgefühl über sehr gute Leistungen. Kommt es zu Misserfolg, schreiben sie sich dieses als persönliches Versagen zu und ihr Selbstwert droht zusammenzubrechen. Die Folgen können verheerend sein: (Prüfungs-)Ängste und Depression wären hier die am häufigsten genannten Folgen.

 

Perfektionistische Kinder haben eine vergleichsweise niedrige Frustrationstoleranz. Entspricht das Ergebnis nicht ihren (hohen) Erwartungen und genauen Vorstellungen, reagiert das Kind häufig mit Wut, Verzweiflung bis hin zu Aggressivität. Kinder mit einem ruhigeren Wesen resignieren und geben ganz auf.

 

Vielen Kindern fehlt es an Durchhaltevermögen und Übungsbereitschaft. Klappt etwas nicht auf Anhieb, schmeißt es (erst einmal) das Handtuch. Wiederum andere Kinder kommen gar nicht erst ins „Doing“. Sie wissen, dass sie eine Aufgabe nicht perfekt und optimal lösen können – dies führt dazu, dass die Kinder manchmal stundenlang über den Hausaufgaben sitzen, ohne etwas auf´s Papier zu bringen.

 

Fragt man ein Kind, ob es einen Baum malen möchte, lehnt es vielleicht ab – aus Angst, der Baum könnte nicht „gut genug“ sein.

 

Um hier den Druck etwas rauszunehmen, ist eins ganz wichtig: eine positive Fehlerakzeptanz.  

 

So fördert ihr eine gesunde Fehlerkultur:

  1. Lobe den Prozess, nicht nur das: Zeige Wertschätzung für die Anstrengung, unabhängig vom Ergebnis.

  2. Eine sichere Umgebung schaffen: Gib deinem Kind die Freiheit, Neues auszuprobieren – ohne Angst vor Kritik.

  3. Gib wohlwollendes Feedback: Motiviere dein Kind, statt es zu demotivieren. Fehler sind ein Teil des Lernens.

  4. Vorbild sein: Schaut mal bei euch – wie geht ihr mit eurem Perfektionismus um und wie verhaltet ihr euch bei Fehlern? Ärgert ihr euch oder müsst ihr auch manchmal über euch selbst lachen, weil irgendwas gründlich schief gegangen ist?

 

(Wenn ihr wollt, dass das Kind einen Baum malt, versucht es mal hiermit: Male etwas, das in etwa aussieht wie ein Baum. 😊)

 

 

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